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Glanzpunkt: längster Gipfelschlaf

Hier vorerst nur die gänzlich unveränderten Original-Tagebuchaufzeichnungen:
11.08.1973 --> Lisenser Fernerkogel --> alleine

Abfahrt 1.30 Uhr, Achenpaß, wolkenloser Himmel, Innsbruck, Schönberg, Sternschnuppen am Himmel, schwierige Orientierung in den Dörfern des Stubaitals, neue Strasse, in Milders Ausfahrt verpaßt, im Dunkeln auf Teerstrasse bis Ranalt, schnelle Umkehr, auf scheußlicher Sand- und Rumpelstrasse bei Sonnenaufgang das lange, geschwungene Oberbergtal hinauf, allein auf gut gefülltem Parkplatz, 5.00 Uhr Aufstiegsbeginn bei der Oberisshütte, Tritop-Flasche in den ersten, schönen, langen Kehren versteckt, bald schon in der warmen Sonne unterm wolkenlosen Himmel, schöne Photos, alle Kehren sind "gut" markiert, beim ebenen, teils moorigen Gelände zwei hübsche Kletterdamen im Abstieg, leider, starke Wasserführung des Oberbergbaches, 6.00 Uhr an der Franz-Senn-Hütte,Franz-Senn-Hütte überall Aufbruchsstimmung, viele Gruppen auch hinauf zum Rinnensee, sehr warm, kurze Schwierigkeit mit Ferse, dann kleine Pause, Photos, markiert zu Drahtseilen, hinauf auf die typischen Grashänge, guter Steig, Quergang zu einem großen Steinmann, viele Photos, kleine Lacke in Mulde, andere Bergsteiger gegenüber am Seespitz-Ostgrat, schöner Steig durch Mulde aus gelegten Platten, der RinnenseeRinnensee liegt recht nackt in Karmulde, komische Schlierenwolken, mehrere Photos, weiter wieder auf vielen gelegten Platten gemütlich die Rinnengrube hinauf, an Gruppe aus Engländern mit deren 2 Töchtern vorbei, zum Schluß recht steil und heiß bergauf, kurzes Geröllkrabbeln und Drahtseilquerung zur inneren Rinnennieder , ziemlich kalter Wind, gräßlich aperer Gletscher, 17 Leute bereits im Gänsemarsch links am Lisenser Ferner, ich warte noch auf die Engländer, kühler und sandiger Abstieg über die harmlose Randkluft in guter Spur, dann ebener Quergang, recht feucht, viele Wassertümpel, fast gänzlich spaltenlos, schon tiefer Schneematsch, Entwässerungs-Eiskanäle werden übersprungen, alleine zum felsigen Ende des plattigen Ostgrates der Lisenser Spitze. Rast in glühender Sonne. Schmelzwasser in Flasche nachgefüllt. Kurz steil hinauf und dann Querung hinüber zur Plattigen Wand, Rinnenniederschnell hinüber zum Rotgratferner, in guter Spur erst sehr steil bergauf, sehr warm, aber immer mehr Wolken, alle Vorgängergruppen habe ich fast eingeholt, bin noch ganz frisch, nach kurzer Gesprächspause vom Skidepot direkt am Grat hinauf zum luftigen Gipfel des Lisenser Fernerkogels, 10.30 Uhr, ausruhen, Lisenser Fernerkogel bis 11.00 Uhr alles voll besetzt, es wird heißer, sehr gute Aussicht, immer wieder dunkle Wolken, klemme mich zwischen die Felsen, dann kurz göttliche Ruhe, schlafe zu meiner Überraschung fest ein, vermutlich waren einige andere Gruppen auch noch am Gipfel, erst um 16.15 Uhr, also nach mehr als 5 Stunden, wache ich auf, mit migräneartigen Kopfschmerzen und leichtem Schwindel, Sonnenstich, ich überlege kurz, ob ich nicht doch hier oben einfach biwakieren sollte, aber mit wenig Wasser, fast nichts mehr zum Essen und nur dem einfachen Biwaksack, das wäre nicht besonders angenehm, und jetzt auch noch Magenprobleme, um halb fünf geht's los, wackelig, am Rotgratferner breche ich mit dem rechten Bein in eine schmale Spalte ein, kurzer Adrenalinstoß, oberhalb der Plattigen Wand warten einige junge Leute in nassen Turnschuhen auf ihren Bergführer, der das Biwakmaterial heraufbringt, wünsche Ihnen viel Spaß, mühsam und anstrengend wird die lange, flache Querung des Lisenser Fernersinneren Rinnennieder , kleine Pause, ich muß kotzen, Magenprobleme und irre Kopfschmerzen, kleiner Regenschauer, das auch noch, mühsam und erschöpft quäle ich mich weiter bergab, der Zeitdruck ist immens, dennoch muß ich immer wieder rasten wegen der Kopfschmerzen, nicht in den HImmel sehen, erst unterhalb des Rinnensees wird das Wetter etwas besser, leichte Sehstörungen, das muß ein Sonnenstich sein, halbwegs sicher eile ich dann in einem Zug zur Franz-Senn-Hütte. Endlich Sicherheit, auch spät am Abend sind noch irr viele Leute hier, fast im Gänsemarsch gehts dann den breiten Hüttenweg hinab, eine Herde Geissen verteidigt ihr Revier direkt am Weg, der Magen wird langsam besser, aber die Kopfschmerzen sind noch unerträglich, jeder Schritt tut weh, gottseidank wird es jetzt schnell dunkler, hole mir meine versteckte Flasche wieder, auf den letzten Metern zur Oberisshütte treibt mich dann noch ein Platzregen an, der Parkplatz ist immer noch sehr voll, 21.00 Uhr, im leichten Regen schleiche ich dann die schlechte Strasse talauswärts, schwierige Ausweichmanöver bei Gegenverkehr, ein Heutransporter versperrt kurz den Weg, knapp am Wasser entlang, über die kleinen Dörfer gehts hinaus ins Stubaital, bei Fulpmes muß ich einen irren Platzregen und ein längeres Gewitter im Auto abwarten, ein Blitz schlägt ganz in der Nähe ein, schlagartig zieht auch noch Nebel auf, es ist stockdunkel, viel Verkehr hinab nach Innsbruck, ich will nur noch nach Hause, Kopfweh immer noch irr, es wird wieder schwülwarm, anstrengend nach Hause, kurz vor Mitternacht zu Hause, alles tut weh, sehr müde. Ich werde nie wieder auf einem Berggipfel einschlafen. Garantiert.